Universität und Kloster – eine Bibliothek/viele Bibliotheken

Wie spiegelt sich der Einfluss der Universitäten Wien, aber auch Basel, Heidelberg, Ingolstadt und Krakau in den Melker Bibliothekskatalogen von 1483 und 1517

Editionsprojekt – Meta Niederkorn-Bruck

(Beginn: 2012;  Ende 2016) 

Im Jahr 1483 legte man im Kloster Melk einen neuen Bibliothekskatalog an. Dieser war höchstwahrscheinlich ein Ergebnis der „Neuordnung“, wie sie durch die Übernahme des Abbatiates durch den ehemaligen Kartäuser Wolfgang Schaffenrath in allen wesentlichen Bereichen des Klosters geschah. Allerdings ist der Katalog sicher nicht nur als Ergebnis der „Einflussnahme“ des neuen Abtes, sondern vor allem ein Ergebnis des seit 1418 deutlich angewachsenen Schrifttums zu lesen. Der Melker Bibliothekar liegt damit sozusagen im Trend der Zeit; die Abtei Tegernsee, St. Aegidien in Nürnberg, St. Ulrich und Afra im Augsburg etwa, legten nahezu gleichzeitig Kataloge an, in welchen die seit dem Einsetzen der Melker Reform enorm gewachsenen Bibliotheksbestände verzeichnet wurden. Der Melker Katalog von 1483 ordnet die Bücher nach zwei Gesichtspunkten; einerseits nach den Verfassern, anderseits aber auch sachlich/thematisch geordnet. Schon sehr rasch, wie durch eine hohe Zahl an Nachträgen belegt, war dieser Katalog allerdings nicht mehr ausreichend. Im Jahr 1517 legte der Bibliotheca Stephanus Burkhardi einen neuen Katalog vor. Dieser bildet – überspitzt formuliert – eine neue Zeit der Buchverzeichnung ab. Drei Bände, ein Standortverzeichnis, ein Autorenverzeichnis und ein Schlagwortkatalog, lassen nun raschen einen Überblick über die Bestände in der seit 1507 neu aufgestellten Bibliothek und die gezielte Suche nach Büchern zu.

 Die Edition des Kataloges von 1517 wird diesem Aspekt der „Neugestaltung“ und vor allem dem Aspekt, wie Schrifttum der Universität verzeichnet wurde, Aufmerksamkeit schenken.

Der Katalog von 1517 erlaubt durch prosopographische Notizen, die sich in vielen Fällen an Trithemius orientieren, oft sogar einzelne Passagen aus dessen biobibliographischem Schrifttum übernehmen (was nicht überraschend ist), aber auch durch die einzelnen verzeichneten Werke mitunter bewertende Ergänzungen, einen hervorragenden Einblick, warum welches Schrifttum für das Kloster, aber auch für Studium, Verwaltung, etc., hohen Wert besitzt.

Kontakt: meta.niederkorn@univie.ac.at

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