Graffiti aus den Hanghäusern von Ephesos
In den Jahren zwischen 1960 und 1985 gruben österreichische Archäologen in Ephesos die sogenannten "Hanghäuser" aus. Die Wände dieser luxuriös ausgestatteten Wohnungen waren zum großen Teil von Fresken bedeckt, auf welchen sich mehr als 500 Graffiti (Ritzinschriften und -zeichnungen) erhalten haben. Ihr Inhalt reicht von einfachen Schreibübungen bis zu Epigrammen, die reiche Wohltäter preisen, von bloßen Eigennamen zu Quittungen von Handwerkern, von Gedenkinschriften für verreiste Freunde bis zu erotischen Buchstabenrätseln. Der interessanteste Komplex besteht aus dreißig Listen, welche Ausgaben des täglichen Bedarfs (z. B. Nahrungsmittel, Heiz-, Beleuchtungs- und Waschartikel, Eintrittsgeld für öffentliche Bäder) mit dem aufgewendeten Betrag in Silberdenaren und lokalen Bronzeprägungen ("Assaria") anführen. Diese Listen sind nicht nur aus sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Sicht (etwa bezüglich Ernährungsgewohnheiten der provinzialen Oberschicht, Umrechnungsverhältnis zwischen Silber- und Bronzewährung) von Interesse; das Erscheinen von Assaria (welche nur bis ca. 260 n. Chr. geprägt wurden) erlaubt es zudem, die bisher zumeist in das 5. Jh. gesetzten Fresken, mit allen Konsequenzen für die Geschichte der nachpompejanischen Wandmalerei, neu zu datieren. Zwei Bände, betreffend die Wohneinheiten 4 bzw. 1+2, sind bisher erschienen („Forschungen in Ephesos“ VIII/6 und VIII/8, ersch. 2005 bzw. 2010) weitere Bände sind im Druck. Darüber hinaus werden auch die epigraphischen Neufunde auf Stein und Metall bearbeitet und publiziert.
Kontakt: hans.taeuber@univie.ac.at