Vortrag im Rahmen des Forschungsschwerpunktes "Text & Edition - Editorik"
Roman Gundacker (Wien)
Von Quellen zu Texten, von Texten zu Geschichte: Philologische und sprachwissenschaftliche Herausforderungen in der Ägyptologie
Wann: 05. März 2025, 18 Uhr
Wo: Übungsraum des Instituts für Alte Geschichte (Tiefparterre, Stiege 2)
Zoom: https://univienna.zoom.us/j/69900388067?pwd=UkdSdldRaEdhcEplMzNLcmE4OUcxdz09
Im Anschluss an Vortrag und Gespräch (welche wieder auf unserem Blog dokumentiert werden) laden wir zu Wein und Brötchen ein.
Zum Inhalt des Vortrages:
Alle altertumswissenschaftlichen Disziplinen, die schriftliche Quellen zur Verfügung haben, stehen vor der Herausforderung, diese adäquat aufzunehmen, zu bearbeiten, zu veröffentlichen, auszuwerten und zu interpretieren. Jeder dieser Schritte bringt eine Fülle an substantiellen und methodischen Schwierigkeiten mit sich, die gerade "kleine" Fächer vor erhebliche zusätzliche Herausforderungen stellen. Diese sind nämlich oft vom Methodenimport abhängig, um überhaupt an neuen Entwicklungen teilzuhaben, obwohl das Material, auf das sie neue Methoden anzuwenden haben, oft von dem stark verschieden ist, für das diese Methoden entwickelt wurden. Die Ägyptologie und insbesondere ihr philologischer Zweig können als Musterbeispiel für alles das gelten.
Egal ob es um die Erschließung der Textüberlieferung gemäß der Lachmann-Maasschen Methode oder deren Kritik im Lichte der New Philology, um den Umgang mit Inschriften und Papyri zu Rekonstruktion von Geschichte und Chronologie oder um grundlegende Eigenschaften der ägyptischen Sprache und Schrift selbst geht, die ägyptologische Philologie und Sprachwissenschaft sind mit Problemen ganz besonderer Art konfrontiert, die eine teils erhebliche Adaption von importierten Methoden und die Entwicklung eigener Ansätze erfordern. Anhand von ausgewählten Beispielen sollen die Schwierigkeiten, die methodischen Herausforderungen, aber auch einzelne Ergebnisse vorgestellt werden, die das nach wie vor nicht voll ausgeschöpfte Potential ägyptischer Schriftquellen erahnen lassen.
Studium der Ägyptologie und einer Fächerkombination mit den Schwerpunkten Indogermanistik, Klassische Philologie, Alte Geschichte und Semitistik an der Universität Wien. Sponsion zum Mag.phil. mit einer Arbeit zur Chronologie der frühen IV. Dynastie am Beispiel der Herrschaft Snofrus (2005). Anschließend Doktoratsstudium der Philosophie im Fach Ägyptologie und Promotion sub auspiciis praesidentis rei publicae mit einer Dissertation über die linguistische Schichtung der Pyramidentexte (2009/2010). Seit 2009 Lektor für Ägyptologie an der Universität Wien, 2014-2017 APART-Stipendiat der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit einem Forschungsprojekt zur Nominalkomposition des Ägyptischen, seit 2017 Juniorforschungsgruppenleiter, seit 2018 Leiter des ERC Starting Grants "Challenging Time(s): A New Approach to Written Sources for Ancient Egyptian Chronology", der sich der Auswertung und Kontextualisierung schriftlicher Quellen für die historische Chronologie des Alten Ägypten widmet.