Ami Boué, Dissertatio inauguralis de urina in morbis (Edinburgh 1817). Medizinische Dissertation des deutsch-französisch-österreichischen Naturforschers Ami Boué (1794-1881). Textkritische Edition mit medizin- und chemiegeschichtlicher Einleitung

Bearb. v. Helmuth Grössing (Universität Wien, ÖGW), Arin Namal (Universität Istanbul), Johannes Seidl (Archiv der Universität Wien, ÖGW) und Werner Soukup (TU Wien, ÖGW).

Ami Boué, Spross einer hugenottischen Reederfamilie aus Hamburg, ließ sich nach mehrjährigem Aufenthalt in Paris ab 1835 in Wien nieder. Aus seiner Feder stammt eines der bedeutendsten Werke des 19. Jahrhunderts über den Balkan, die vierbändige Studie „La Turquie d’Europe“ (Paris 1840). Boué war ein äußerst vielseitiger Naturforscher, dessen eindeutiger Schwerpunkt auf der Geologie lag. Der spätere Privatforscher absolvierte sein Studium der Medizin von 1814 bis 1817 an der Universität von Edinburgh, dem Zentrum des Scottish enlightment, wo er zur Erlangung des Doktorats zwei Dissertationen in lateinischer Sprache verfasste. Eine Doktorarbeit botanischen Inhalts „De methodo floram regionis cujusdam conducendi, exemplis e flora Scotica etc. ductis, illustrata“ erschien 1817 im Druck. Die zweite Abhandlung mit dem Titel „De urina in morbis“ wurde hingegen nicht publiziert. Das Original, das an der Edinburgher Universität abgegeben worden war, ist heute verschollen, doch hat sich an der Bibliothek der geologisch-paläontologischen Abteilung des Naturhistorischen Museums in Wien eine erst kürzlich aufgefundene Konzeptschrift erhalten, die Gegenstand einer textkritischen Edition sein soll. In seiner medizinischen Dissertation geht Boué unter Auswertung zahlreicher chemischer Analysen verschiedenen Färbungen des menschlichen Urins nach, um sie mit bestimmten Erkrankungen zu korrelieren. Generell steht in dieser durchaus modern anmutenden Studie der naturwissenschaftlich-chemische Aspekt gegenüber dem rein medizinischen eindeutig im Vordergrund.

Kontakt: johannes.seidl@univie.ac.at